Wenn die Stille kommt
Wenn die Stille kommt,
Will ich bereit sein.
Will glücklich, voller Freude
Sie in meine Blütenarme schließen
Und mit meinen Rindenlippen
Ihre ruhigen Atemzüge küssen.
Wenn die Stille kommt,
Will ich sie ehren,
In meinem Herz aus Holz bewahren,
Und darin tragen, sie vermehren,
Sie durch Äste Früchte tragen,
Sich ausdehnen und entfalten lassen.
Wenn die Stille kommt,
Werden wir Frieden halten,
Gegenseitig helfen und behilflich sein.
Einander annehmen, so wie man ist
Und auch im Blätterrauschen immer Ruhe finden.
Wir werden Stille noch im Lärm entdecken,
Schweigen finden in der Sprache.
Borkenblüten werden sprießen
Und darin wieder offenbaren,
Was Schweigen kann und Sprache nicht.
Doch Stille kommt mit Schmerz,
Sie wird mich dennoch drücken,
Mit ungewollter Macht
Mir Angst, ja Panik bringen.
Ich werde kämpfen, wider bessren Wissens.
Den letzten Kampf.
Die Stille kommt.
Mer-Yan
Anmerkung: Es geht hier nicht um meine Mami, "die Stille", sondern um den Tod. Falls man das nicht erkennen kann...
Rauch oder über die Irrationalität von Liebe
Manchmal wächst aus Staub und Rauch
Ein wolkenartiges Gebilde,
Die Form kaum zu erkennen,
Hier ein Falke, hier ein Wald.
Die Schönheit ihm nicht abzusprechen,
Die Grausamkeit jedoch zu stark.
Säulen, voll von Feuersbrunst.
Stickendem Metall und Wasserflut,
Ein entsetzlich, graues Werk,
Fasznierende Gefahr.
Warum, warum nur,
Wollen Blumen Rauchgebilde küssen,
Will Frühling Winter in die Arme schließen,
Will Leben Tod niemals verlassen?
Erstickt an meiner Liebe,
Das bin ich.
Den Rauch geschluckt, versteckt, geschützt,
Geliebt.
Mer-Yan
Verbergen...
Seit ich denken kann stehst du dort.
Auf dem Schrank,
der beim Umzug zurückgelassen wird
du stehst da uns starrst mich an.
Dein Blick fragt mich:
"willst du nicht wissen,
Was ich verberge?"
Und ich will es.
Ich möchte dich aufmachen,
Doch das schloss verhindert es.
Doch nicht nur das schloss,
Was, wenn du etwas verbirgst,
Was ich besser nicht weiß?
So wirst du weiter dort stehen,
auf dem Schrank,
der beim Umzug zurückgelassen wird.
Und du wirst weiter verstecken, was du verbirgst.
Samhain
Bunter Blätter säumen die Wege, werden von zartem Schnee schon bedeckt - Kälte kriecht in jede Ritze, jede Faser, jedes Heim, findet sie alle, wo auch immer sie versteckt.
Die Menschen sie frieren und klagen so oft, über die Kälte, die ihre eisigen Klauen ausstreckt.
Auch sitzt man hinter verschlossener Tür, in Ungewissheit über streunend Getier, das mit Einbruch der Dunkelheit dem Walde entsagt, und sich in angrenzende Städte wagt.
Nur ich stehe alleine hier draußen, lecke über meine Lippen, die schon ganz rau sind.
Angst hab ich keine, denn der Wald ist still. Kein Knirschen, kein Knacken dringt an mein Ohr. Die Tiere bleiben versteckt, denn heute ist Samhain.
Unter einer schwachen Laterne schaue ich zarten Schneeflocken zu, wie sie tanzen im Schein - jede von ihnen ist einzigartig.
Langsam kommt Nebel auf und ich spanne mich an. Meine Sinne sind aufs Äußerste geschärft und ich warte - warte auf dich.
Zu früh verlor ich dich.
Die Laterne ist jetzt für mich kaum mehr sichtbar.
Ich weiß nicht viel über dieses Fest, doch kaum merklich spüre ich ein leichtes Knistern in der Luft.
Es schwebt um mich herum wie ein Duft und man meine es sei elektrisiert - so erwärmend das man kaum noch friert, und so entledige ich mich meiner Kleidung, lasse nur das Hemd an, das du so gemocht hast.
Die Menschen in den Häusern haben nicht nur Angst vor Kälte und Tieren, sondern auch vor den Geistern der Vergangenheit, die in dieser Nacht nun gar nicht mehr weit, durch keine Barriere von uns getrennt.
Doch ich fürchte mich nicht.
Ich vertraue dir und du wirst kommen.
Kaum gedacht verspüre ich einen eisigen Windzug der direkt durch mich durch zu geht; vor mir den Schnee verdreht.
Der Nebel scheint sich zu formatieren, kurz darauf stehst du vor mir - so wie ich dich gekannt. Ein charmantes Lächeln und doch ein viel zu ernster Blick.
Du hebst die Hand und streichst meine Wange, doch sie geht durch mich hindurch und hinterlässt ein Kribbeln.
Ganz deutlich spüre ich deine Enttäuschung und Frustration.
Du kannst nicht sprechen, doch das musst du auch nicht. Wir verstehen uns auch ohne Worte; deine Gefühle umgeben mich und es ist als ob deine Aura pulsiert.
Wären Gefühle greifbar, ich schwöre so würden sie sich anfühlen.
Ewig stehen wir so da; lauschen unseren Gefühlen.
Mittlerweile sind die bunten Blätter von einer dicken Schneeschicht bedeckt.
Ich schaue dich an und du erwiderst meinen Blick, wir sind uns sicher, schauen nicht zurück.
Ich ergreif deine Hand, die sich diesmal merkwürdig fest anfühlt, meinem Griff nicht entgleitet, sondern fast warm in meiner liegt.
Du führst mich in den Wald und ich folge.
Fußspuren hinterlässt du keine, im Schnee sehen kann man nur meine, doch nach einiger Zeit sind auch sie verschwunden, ich habe die sphärische Grenze überwunden.
Jetzt kann ich bei dir sein.
hihi. mein erstes lyrisches Werk. ich bin kein Lyriker, und das merkt man auch :'D