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Kategorien : Mer-Yans Poetry
Holundermädchen
Holunderblüte, junge Maid
Ward vom Frühling gefreit,
Nahm seine Hand und Wort,
Warf ihre Jugend fort.
Holunderblüte in vollstem Kleid,
Erstrahlte weißer als je gesehen,
Die anderen Mädchen erblassten im Neid,
Schönheit strahlt weit vorm verwehen.
Die Hochzeitsnacht vom Mond beschenkt,
Fand ihren Platz und auch ihr End,
Wie Schicksal die Geschicke lenkt,
Und jeder Mann die Welt schon kennt.
Ein Blatt, ehmals so weiß, so schön,
Fiel kreiselnd abwärts, Schwerkraft zogs,
Erreichte niemals die geträumten Höhen,
Ein weitres Opfer nur des ewgen Sogs.
Und wie es geht zu jeder Zeit, an jedem Ort,
Folgt Blatt dem anderen zum Tod allein,
Zieht Frühling unbekümmert fort,
Holunder aber bleibt allein.
Im Grame schwindet Jugend schnell
Wie Glück und Zufall wollen,
Was ehemals erstrahlt so hell
Scheint faul vergehn zu sollen.
Doch anders wills der Sommer haben,
Will jede Schönheit eigen nennen,
An anderer Besitz sich laben,
Des Nachts wohl Ehr und Tugend gern verkennen.
So flüstert er mit lauem Hauch,
Erklimmt mit sanftem, schmeichelndem Gebären,
Balkone und wohl Herzen auch,
Holunder weiß sich nicht zu wehren.
In roter, praller Vielfalt reifen ihre Taten,
Schleicht Kühnheit sich und Wahnsinn ein,
Will einer wohl den andern nie verraten,
Solln eines ihre Herzen und Gedanken sein.
Der Sommer spricht und redet gut,
Er schleicht sich gern in Herzen ein und liebt,
Doch wahr zu handeln fehlet ihm der Mut,
Und Angst vor Wahrheit ihren Riegel schiebt.
Auch Sommer geht, Holunder bleibt zurück,
In roter Wut verglimmt ihr Glück,
Ein list'ges Wort erschleicht sich ihre Gunst,
Verborgen hinter Nebel, blassem Dunst.
Mit List weiß Herbst wohl viele zu betören,
Ein Messer legt er sanft in ihre Hand,
Er wolle sie niemals zu sehr verstören,
Doch Sommers Bosheit wird gebannt.
Mit leisen Windböen weht Rachelust
Holunderblütens Sanftmut rasch aus ihrer Brust.
In schwarzem Witwenkleid ersticht sie hinterrücks
Die alte Quelle ihres Glücks.
Mit schwarzem Herz und blut'ger Hand
Erzittert ihr das weiße Herz und bangt,
Hat in Verzweiflung ihre Tat erkannt,
Worauf Gewissen streng Tribut verlangt.
Mit kühler Schönheit Winters Ruf erschallt,
Entsetzt Holunder und verstört,
Die Hand des Eises, Bitterkalt,
Hat ihren Ruf erhört.
Holunder stirbt im Arm der Kühle,
Die weißen Lippen blau,
Im Herzen unterschiedlichste Gefühle,
Die Augen nassgeweint, so wund und rau.
Ein tröstliches Gewand aus Eis umgibt sie,
Hüllt Trauer ein und Bitterkeit,
Die Hoffnung stirbt auch nach dem Ende nie,
Der Schönheit ist der Tod geweiht.
Des Frühlings sanfter Arm windet sich zart,
Um einer Blüte Wangen,
Des Winter Antlitz, kalt und reglos hart,
Kann niemals zügeln sein Verlangen.
Holunderblüte liegt begraben und vergessen,
Mit Winters Wende geht auch sie,
Den Tod der Schönen zu verdammen wär vermessen,
Doch unterlassen kann ichs nie.
So stirbt durch Unaufrichtigkeit und Hass,
Das Licht, das viele hat erhellt,
Da liegt es nun, verfault im nassen Gras,
Nun denn, es sei der Lauf der Welt.
Okay, das ist jetzt lang geworden... Meine erste Ballade :D
Ich hab euch lieb,
Mer-Yan
Wenn die Stille kommt
Wenn die Stille kommt,
Will ich bereit sein.
Will glücklich, voller Freude
Sie in meine Blütenarme schließen
Und mit meinen Rindenlippen
Ihre ruhigen Atemzüge küssen.
Wenn die Stille kommt,
Will ich sie ehren,
In meinem Herz aus Holz bewahren,
Und darin tragen, sie vermehren,
Sie durch Äste Früchte tragen,
Sich ausdehnen und entfalten lassen.
Wenn die Stille kommt,
Werden wir Frieden halten,
Gegenseitig helfen und behilflich sein.
Einander annehmen, so wie man ist
Und auch im Blätterrauschen immer Ruhe finden.
Wir werden Stille noch im Lärm entdecken,
Schweigen finden in der Sprache.
Borkenblüten werden sprießen
Und darin wieder offenbaren,
Was Schweigen kann und Sprache nicht.
Doch Stille kommt mit Schmerz,
Sie wird mich dennoch drücken,
Mit ungewollter Macht
Mir Angst, ja Panik bringen.
Ich werde kämpfen, wider bessren Wissens.
Den letzten Kampf.
Die Stille kommt.
Mer-Yan
Anmerkung: Es geht hier nicht um meine Mami, "die Stille", sondern um den Tod. Falls man das nicht erkennen kann...
Rauch oder über die Irrationalität von Liebe
Manchmal wächst aus Staub und Rauch
Ein wolkenartiges Gebilde,
Die Form kaum zu erkennen,
Hier ein Falke, hier ein Wald.
Die Schönheit ihm nicht abzusprechen,
Die Grausamkeit jedoch zu stark.
Säulen, voll von Feuersbrunst.
Stickendem Metall und Wasserflut,
Ein entsetzlich, graues Werk,
Fasznierende Gefahr.
Warum, warum nur,
Wollen Blumen Rauchgebilde küssen,
Will Frühling Winter in die Arme schließen,
Will Leben Tod niemals verlassen?
Erstickt an meiner Liebe,
Das bin ich.
Den Rauch geschluckt, versteckt, geschützt,
Geliebt.
Mer-Yan
Winter
Eine Sommerblüte, Samenvoll,
Aufgeplatzt in Fülle,
Ein Picknick im Freien,
Ein Sonnenstrahl in grauen Augen,
Frei und Wild.
Ein Herbstblatt, Fallend
Erst seine Schönheit offenbarend.
Ein Apfel, voller süßem Saft,
Ein Herbstwind der das Alte fortspült,
Oktoberlicht, das Neues schafft.
Ein Eiskristall, Starr,
Abgekühlt in blassem Schimmer,
Erfroren, fast, ein Schmetterling.
Tote Erde kalter Stein.
Steife Glieder, taube Finger.
Unsere Liebe.
Mer-Yan
Wir
Laufen im Sand. Deine Hände halten.
Fest im Griff der Zeit,
Doch frei.
In diesem Augenblick der Schaum und die Welle.
Ständig sterben, ewig leben.
Zusammen.
In diesem Augenblick die Sonne und der Regen.
Ständig lieben, ewig suchen.
Einander.
Grade jetzt zwei Sandkörner am großen Strand.
Lange geweht, gewühlt, geflogen.
Sich gestreift und festgehalten,
eingehakt.
Mer-Yan